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16.7.2023
Wie wahrscheinlich ist ein Blackout in Deutschland?

Wie wahrscheinlich ist ein Blackout in Deutschland?

Veröffentlicht am
16.7.2023
Inhaltsverzeichnis

Das deutsche Stromnetz gilt als eines der sichersten der ganzen Welt. 2021 hatte ein durchschnittlicher deutscher Haushalt lediglich 12,7 Minuten lang keinen Strom. Im Regelfall halten Stromausfälle hierzulande nur wenige Minuten an und betreffen nur eine kleine Region.

Obwohl es einen Blackout in Deutschland bisher noch nie gegeben hat, ist die Angst vor einem langanhaltenden und großflächigen Stromausfall in den letzten Jahren stark angestiegen. Dies liegt nicht nur an den aktuellen politischen Konflikten und der damit zusammenhängenden Gaskrise, sondern auch an der Energiewende und dem steigenden Stromverbrauch durch die Digitalisierung. Doch ist die Sorge vor dem Blackout wirklich begründet oder handelt es sich um bloße Panikmache?

Was passiert bei einem Blackout?

<span class="inline-hightlight-orange">Bei einem Blackout handelt es sich um einen Stromausfall, der mehrere Tagen oder Wochen andauert und ein großes Gebiet betrifft</span>. Ein derartiges Ereignis wäre mit schwerwiegenden Folgen für die Infrastruktur und das Leben aller Menschen verbunden: Sämtliche technische Geräte wie Computer und Telefone, aber auch Heizungen und Licht würden plötzlich nicht mehr funktionieren. Im öffentlichen Leben käme es zu einem Ausfall von zahlreichen Verkehrsmitteln und Ampeln sowie der Schließung von Geschäften, Bildungseinrichtungen, Tankstellen und Bahnhöfen. Durch den Ausfall von medizinischen Geräten in Krankenhäusern und Pflegeheimen wären zahlreiche Menschenleben bedroht.

Was wie ein Szenario aus einem Horrorfilm klingt, stellt für viele Menschen derzeit eine alltägliche Angst dar. Aus Sicht der Bundesregierung sowie verschiedener Forschungsinstitute ist die Wahrscheinlichkeit eines Blackouts in Deutschland derzeit jedoch äußerst gering. Dies liegt insbesondere daran, dass eine Unterversorgung im Stromnetz frühzeitig erkannt und durch diverse Mechanismen ausgeglichen werden kann.

Wann kommmt es zu einem Blackout?

<span class="inline-hightlight-orange">Ein Blackout entsteht durch starke und unerwartete Schwankungen im Stromnetz, die einen Zusammenbruch des Versorgungsnetzes auslösen.</span> Mögliche Ursachen hierfür sind ein unerwartet stark erhöhter Stromverbrauch, Hackerangriffe oder Zerstörungen wichtiger Netzteile. Dies könnte beispielsweise durch Unwetter oder willkürliche Angriffe passieren.

Wahrscheinlichkeit Blackout: Wie hoch ist das Risiko für einen totalen Stromausfall?

Trotz der allgegenwärtigen Angst scheint das Risiko für das Eintreten eines Blackouts aus Sicht der Experten der Netzbetreiber und der Bundesregierung eher gering zu sein. Die Bundesnetzagentur weist darauf hin, dass eine zu geringe Stromverzeugung und ein erhöhter Verbrauch im Normalfall keine langanhaltenden Stromausfälle verursachen. Erst durch unvorhersehbare Katastrophen wie den Ausfall von Netzelementen durch Unwetter könne ein Blackout entstehen. <span class="inline-hightlight-orange">Das Energieversorgungssystem verfüge über mehrere Sicherungsmechanismen, die selbst bei größeren Störungen einen totalen Zusammenbruch des Stromnetzes verhindern könnten.</span>

Um diese hoffnungsvolllen Aussagen zu bestätigen, wurde im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) ein kontrollierter Stresstest des Stromnetzes durchgeführt. Ergebnis der Tests war, dass ein krisenhafter, zeitlich begrenzter Stromausfall in gewissen Regionen nicht vollständig ausgeschlossen werden könne. Ein großflächiger Stromausfall wird dagegen als sehr unwahrscheinlich eingestuft.

Im Gegensatz zur Bundesregierung stehen die größten deutschen Netzbetreiber Tennet, 50 Hertz, Amprion und TransnetBW jedoch in erhöhter Alarmbereitschaft. Die Unternehmen berichten, dass die Versorgungssituation durchaus angespannt sei. In Notsituationen müsse gegebenfalls ein kontrollierter Brownout durchgeführt werden, um einen unkontrollierten, großflächigen Stromausfall zu verhindern. Das Eintreten eines Blackouts wird jedoch auch von den Übertragungsnetzbetreibern eindeutig ausgeschlossen.

Brownout: Der kleine Bruder des Blackouts

<span class="inline-hightlight-orange">Bei einem Brownout handelt es sich um einen kurzen Stromausfall, der meist nur wenige Minuten andauert</span>. In der Regel betrifft er nur ein kleines Gebiet. Ursache ist ein plötzlicher Spannungsabfall im Energieversorgungssystem und eine daraus resultierende Senkung der Spannung im Stromnetz.

Brownouts können unwillentlich, also unkontrolliert erfolgen. In einigen Fällen wird ein Brownout dagegen willentlich und kontrolliert herbeigeführt, um schwerwiegenden Versorgungsproblemen vorzubeugen.

<span class="highlight-section-blue">Bei einem unkontrolllierten Brownout erfolgt der Stromausfall unerwartet. In den meisten Fällen sinkt die Spannung im Stromnetz für etwa eine Minute deutlich. Elektronische Geräte nehmen dabei in der Regel jedoch keinen Schaden.

Ein kontrollierter Brownout wird herbeigeführt, wenn mehr Strom benötigt wird, als verfügbar ist. Ein möglicher Grund hierfür wäre, dass zu wenig Strom produziert oder importiert wird. Um einen Zusammenbruch des Übertragungsnetzes zu verhindern, muss der Verbrauch gezielt reduziert werden. Hierzu werden beispielsweise große Stromverbraucher vom Netz genommen oder der Strom rationiert.</span>

Risikofaktoren für das Eintreten von Stromausfällen

Obwohl die Wahrscheinlichkeit eines Blackouts in Deutschland als äußerst gering eingestuft wird, raten Experten dazu, die Risikofaktoren für Stromausfälle im Blick zu behalten, um die Versorgungssicherheit weitestgehend zu gewährleisten. <span class="inline-hightlight-orange">Forschende sind der Ansicht, dass nicht nur politische Konflikte wie der Krieg in der Ukraine, sondern auch die Energiewende und die Digitalisierung diverse Risiken bergen.</span>

Risiken durch neue Technologien

Durch den zunehmenden Ausbau der Elektromobilität und dem damit verbundenen ansteigenden Stromverbrauch nehmen die Anforderungen an Energienetze deutlich zu. Auch durch die zunehmende Anzahl dezentraler Erzeugungsanlagen, die digitale Vernetzung und die Verwendung von intelligenten Messsystemen (Smart Meter) steigt die Nachfrage nach Energie stetig an.

Politische Risiken

Auch diverse politische Faktoren tragen zu der angespannten Situation in der Strombersorgung bei. Da Russland die Gas-Lieferverträge gebrochen und seine Gaslieferungen an Deutschland beinahe vollständig ausgesetzt hat, sind die Stromimporte im letzten Jahr deutlich zurückgegangen. Hinzu kam der Anschlag auf die Nord-Stream-Pipelines, der zu einer europaweiten Erhöhung der Gaspreise führte.

Da das Gas aus Russland zur Stromerzeugung und zum Heizen im Winter benötigt wird, ist Deutschland nun auf eine Alternative angewiesen. Glücklicherweise sind die Gasspeicher hierzulande zum jetzigen Zeitpunkt gut gefüllt. Zudem kann ein Teil des Gases durch Importe aus Belgien, den Niederlanden und gegebenenfalls den USA und Katar ausgeglichen werden.

Risiken durch den Klimawandel

Der Klimawandel zeigt bereits jetzt sichtbare Auswirkungen auf die Umwelt und damit indirekt auch auf die Stromversorgung. Durch die zunehmende Dürre in den Sommermonaten befindet sich deutlich weniger Wasser in den deutschen Flüssen. In Folge kommt es beispielsweise zu einem erschwerten Transport von Kohle durch Schiffe.

Risiken durch erneuerbare Energien

Auch die Umstellung auf erneuerbare Energien ist zumindest zeitweise mit einem erhöhten Risiko für einen Blackout verbunden. Durch den deutschen Atomausstieg und den nachlassende Betrieb von Kohlekraftwerken müssen Alternativen gefunden werden, um eine zuverlässige und ausreichende Stromversorgung zu garantieren.

Die Nutzung von Wind, Wasser und Sonne soll eine umweltfreundliche Energieversorgung ermöglichen. Im Süden Deutschlands ist die Solarenergie bereits relativ gut ausgebaut, doch bezüglich der Windenergie hängt insbesondere Bayern hinterher. Im Winter könnte dies auf lange Sicht zu einer Energiekrise führen, da während der dunklen Monate kaum Sonnenlicht zur Stromerzeugung zur Verfügung steht. Der Norden Deutschlands ist dagegen bereits gut mit Windkraftwerken ausgestattet. Im Falle einer unzureichenden Energieversorgung müsste deshalb Energie vom Norden in den Süden geliefert werden.

Welche Vorbereitungen werden für einen potentiellen Blackout getroffen?

Obwohl das Risiko für einen eintretenden Blackout als äußerst gering eingeschätzt wird, treffen die Bundesnetzagentur, das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und weitere Organisationen zahlreiche Vorbereitungen für ein derartiges Szenario.

<span class="inline-hightlight-orange">Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste verfügen über Einsatzpläne für das Vorgehen in einem möglichen Krisenfall. Im Falle eines kürzeren Stromausfalls wären die Rettungskräfte ohne größere Probleme in der Lage, die Versorgung mithilfe ihrer Notstromversorgung aufrechtzuerhalten</span>. Auch die deutschen Wasserversorgungsbetriebe haben detaillierte Konzepte für das Vorgehen im Falle eines Blackouts entworfen. Bei einem langanhaltenden Blackout würden jedoch auch diese Sicherungsmechanismen an ihre Grenzen geraten.

<span class="inline-hightlight-orange">Im Falle einer Überlastung des Stromnetzes haben Übertragungsnetzbetreiber die Möglichkeit, einen kontrollierten Brownout durchzuführen</span>. Auf diese Weise könnte die Lastreduzierung im Stromnetz gezielt reduziert und ein langanhaltender, flächendeckender Blackout verhindert werden. Zudem besteht die Möglichkeit, die Stromversorgung zu rationieren und den Verbrauch somit zu reduzieren. Ein mögliches Szenario wäre beispielsweise eine regelmäßige Unterbrechung in der Stromversorgung zu bestimmten Tageszeiten.

Um den starken Rückgang der Stromexporte von Russland auszugleichen, muss Deutschland nach Alternativen zum Ausgleich suchen. Dazu zählen unter anderem der Import von Gas aus anderen Ländern wie Belgien und den Niederlanden sowie die Rückkehr der Kohlekraftwerke. Zudem wird vermehrt in den Ausbau alternativer Energien investiert.

Trotz der Sicherheitsmaßnahmen von offizieller Seite ist es empfehlenswert, auch als Bürger gewisse Vorkehrungen zu treffen. Es wird empfohlen, über alle notwendigen Güter zu verfügen, um für mindestens zehn Tage ohne Unterstützung von außen überleben zu können.

FAQ: Häufig gestellte Fragen

Sind Blackouts in Deutschland wahrscheinlich?

Das Eintreten eines Blackouts in Deutschland gilt als äußerst unwahrscheinlich. Den durch die Bundesregierung kontrolliert durchgeführten Stresstests zufolge könnte es in Deutschland zwar zu kurzzeitigen Stromausfällen kommen. Das Risiko eines flächendeckenden, langanhaltenden Stromausfalls gilt jedoch als höchst gering.

Wie wahrscheinlich ist ein Blackout in Europa?

Da die europäischen Länder sich in Krisensituationen in der Energieversorgung gegenseitig aushelfen, ist das Risiko eines Blackouts in Europa äußerst gering. Im Notfall sind die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union dazu verpflichtet, sich gegenseitig zu unterstützen.

Wann kommt es zu einem Blackout?

Zu einem Blackout kommt es, wenn starke und unerwartete Schwankungen im Stromnetz auftreten. In Folge kommt es zu einem Zusammenbruch des Versorgungsnetzes. Mögliche Ursachen hierfür sind ein stark erhöhter Verbrauch, mutmaßliche Angriffe durch Hacker oder Schäden durch Umweltkatastrophen.

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